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Es werden Posts vom 2016 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von Männern und Mädchen

Manche Kinder sind einfach nur wunderbar. Zwischen fünf Männern und einem kleinen, zuckersüßen Mädchen sitze ich am Tisch. Wir essen gegrilltes Fleisch und unterhalten uns. Das sechsjährige Mädchen sagt: "Ich schaffe 25 Klimmzüge. Und ihr?". "Ich schaffe bestimmt gar keinen.", antworte ich lächelnd. Die Männer, durchaus attraktiv, aber nicht unbedingt sportlich, mustern sich gegenseitig. Nach kurzer Diskussion kommen sie überein, dass sich keiner von ihnen in den letzten Jahren an Klimmzügen versucht hat und wohl niemand mehr als drei davonschaffen wird. Die Augen des kleinen Mädchens werden ganz groß, während sie den Männern zuhört und dabei in die Runde schaut. Schließlich fragt sie völlig trocken: "Nur drei Klimmzüge?! Seid ihr Männer oder Mädchen???". Während die Männer komisch gucken, verschlucke mich vor Lachen an meinem Wasser. Erziehung ist etwas tolles! Wenn ich groß bin, möchte ich auch so ein Kind. :-)

Vom Rotweindurst

Gestern habe ich Kummer in Rotwein ertränkt. In jeder Menge Rotwein. Eimerweise Rotwein, meinem Kopf nach zu urteilen. Das war so nicht geplant. So gar nicht. Aber irgendwie saßen wir gemütlich in einer Runde und da ist es einfach passiert. Kurz nach 22 Uhr meldete sich mein Schädel dann das letzte Mal zu Wort und zwar in Form eines absolut unangekündigten Totalausfalls - nichts ging mehr, außer umkippen und schlafen. Ernsthaft. Das habe ich noch nie geschafft. Und dafür gehts mir heut erstaunlich gut. Nach zwölf Stunden Schlaf. Ich muss wohl wirklich keine Angst haben, dass ich mal erwachsen werde. Gestern Abend hat wohl bewiesen, dass ich kein bisschen erwachsen bin. Außerdem war der Rotwein schlecht, glaube ich. Ich fahr jetzt weg. Ein Tapetenwechsel kann nicht schaden. ... ...

Vom Rumpelstielzeln

" Old Godzilla was hoppin' around, Tokyo City like a big playground, when suddenly Batman burst from the shade and hit Godzilla with a Bat Grenade. Godzilla got pissed and began to attack..." (Lemon Demon - The Ultimate Showdown) Miesepetrig. Das bin ich. Rüchtüch. Schlecht. Gelaunt. Dabei war der Tag schön. Aber dann habe ich Kopfschmerzen bekommen und im Supermarkt gab es keine Essigchips und im Auto war es mir zu warm und ich hab mich geärgert und ungesund gegessen und zu viel Kaffee getrunken und die Waage ist heute auch ein Miststück und irgendwie klappt gar-gar-nichts. Verfrühte Wechseljahre vielleicht. Aber damit kann ich umgehen. Ich gehe jetzt rumpöbeln und rumpelstielzeln und igeln. So richtig. Mit auf den Boden aufstampfen und bockig sein. Und damit es keine Mitmenschen trifft, nehme ich mit Hubert vorlieb. Das ist mein Gartenzwerg. Der kann das ab, der kennt mich schon ewig und der mag mich auch pöbelnd. Er verzieht nicht mal das Gesicht. Ich

Von Hormonen

Es gibt diese Tage, da ist Frau-sein einfach nur scheiße. Das sind die Tage, an denen ich mich nicht sexy fühle, weil ich mich einfach nicht in meinem Körper wohlfühle: Die Hormontage. Hier ein Beispiel: Eben stand ich in der Küche und habe gekocht. Dazu habe ich Zwiebeln geschnitten. Drei Stück. Eine von den dreien war besonders aggressiv. Und während ich da also stand und Zwiebeln schnitt und anfing zu heulen, da spürte ich auf einmal diese wahnsinnige Wut in meinem Bauch: Auf die Zwiebel. Ja, richtig. Auf eine einfache, blödsinnige Z-w-i-e-b-e-l! Plötzlich hatte ich gar keine Lust mehr zu kochen. Sonst ganz der friedliebendste und augeglichenste Mensch der Welt, hätte ich in diesem Moment am liebsten das Messer genommen und die dämlich grinsende Raufasertapete damit bearbeitet. Oder den Kochlöffel samt des riesigen Topfes in die Ecke getreten. Scheiß auf jedwede Form des alltäglichen Pazifismus´!

Vom Klang der Liebe

„Schon von weitem hörte man dieses Geräusch, das nur sehr große Städte hervorbringen können, einen Ton, der aus allen Tönen zugleich besteht (...) – ein grandioses Rauschen, vom Leben selbst erzeugt.“  (Walter Moers: Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär) Als ich wieder aufwache, bin ich völlig verwirrt. Kalte Luft schwappt in das Zimmer, vorbei am Vorhang, der sich leise im Wind wiegt und streichelt mir über das Gesicht. Der Regen trommelt auf das Fensterbrett. Wie lange habe ich geschlafen? Wüsste ich es nicht besser, würde ich glauben, als Dornröschen wieder erwacht zu sein.  Ich strecke unter meiner warmen Bettdecke Arme und Beine von mir. Wackle vorsichtig mit den Zehen. Und den Fingern. Und gähne herzhaft. Es ist mir nicht möglich, mich daran zu erinnern, wann ich mich das letzte Mal so ausgeschlafen und entspannt gefühlt habe. Hm. Ich will die Augen gar nicht öffnen. Noch nicht. Nur noch ein Minütchen. Und noch eins. Und noch eins. Das hier ist so schön. S

Vom Angeln

„Du hast kein klares Ziel, aber Millionen Möglichkeiten. Ein gutes Gefühl, und du weißt, es wird gut für dich ausgehen. Der Himmel ist blau...“ (Die Ärzte – Himmelblau) Asa sitzt neben mir und hat das Gesicht in seine Hände gelegt. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass er immer wieder den Kopf schüttelt. Ich schmunzle in mich hinein, schweige aber. Irgendwann höre ich ein gequältes: „Uuuuuuuaaaaaaaa!“ und ein kleines Glucksen verlässt meinen Mund, weil ich so sehr versuche, mir das Lachen zu verkneifen. Asa schaut auf und starrt mich an: „Muschelmädchen? Weißt du, das ist doch echt…“. Er sucht nach Worten. Dann schüttelt er wieder den Kopf, stützt ihn in die Hände und starrt auf den See hinaus. „Pffff!“, ruft er irgendwann laut und schaut mich an, als wäre ich verrückt geworden und er könne sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen soll.  „Ich meine, Muschelmädchen, du hast gar keine Ahnung vom Angeln!“, stellt er fest, „Du kennst keine Fachbegriffe und auch d

Vom unpassenden Termin

Das Telefon klingelt. "Ja, hallo, hier ist Max Mustermann." "Oh, hallo Herr Mustermann, was kann ich denn für sie tun?" "Ja, also...", druckst Herr Mustermann ein wenig herum, "Ich habe da ein Problem.". Ich schmunzle. "Ich kann ihnen sicher helfen es zu lösen.", ermutige ich ihn. "Öhm...", sagt er nachdenklich, "Das wird wohl eher schwierig.". "Worum geht es denn?", frage ich und versuche, meine Stimme aufmunternd klingen zu lassen. "Errr... Es geht um das Vorstellungsgespräch, das ich nächste Woche bei ihnen habe. Mir ist da gestern etwas dazwischen gekommen...", sagt Herr Mustermann zögernd. "Das ist kein Problem.", schiebe ich freundlich ein, "Dann verschieben wir unseren Termin etwas.". "Nun ja...", Herrn Mustermanns Stimme wird ganz dunkel, "Auch das ist nicht so einfach..." "Aha?", frage ich interessiert. "Sehen sie..."

Von einem Kompliment

Morgens beobachte ich den huebschen Kellner dabei, wie er die Tische abraeumt. Genauer gesagt beobachte ich seinen Hintern. Der ist naemlich mindestens ebenso beeindruckend wie sein Gesicht, denke ich, waehrend mir einfaellt, dass ich in der vergangenen Nacht von weltveraenderndem Sex getraeumt habe. Hach. Die Sonne hier macht mich wunderbar traege und wollluestig. Spaeter sitze ich noch immer im weichen Gras, geniesse Sonne und Wind auf der Haut, aber meine Gedanken schweifen von der Lust hin zu dem Zauber, der mir im Moment so sehr in meinem Alltag fehlt. Ich muss einfach selbst wieder mehr zaubern, denke ich, dann wird sich alles andere wohl von selbst finden. Auch wenn es mich ebenso beruehrt, von anderen Menschen bezaubert zu werden, so hat es mir doch schon immer ein wenig mehr gegeben, selbst Zauber, Laecheln und Staunen zu erzeugen. Das ist die Erkenntnis, die ich von hier mit nach Hause nehme und die mich festigt: Ich muss dem Glueck eine Form geben und es greifbar mach

Vom Sternzeichen Skorpion

"Ach? Du bist auch Sternzeichen Skorpion?", fragt er interessiert. Ich nicke lächelnd und meine Augen blitzen ihn an. Ich mag es, die Überraschung auf meiner Seite zu haben und weiß sehr genau, was man mit meinem Sternzeichen verbindet: Tiefe und Sex. Aber beides spielt hier nicht wirklich eine Rolle. Obwohl ich meinem Gegenüber ansehen kann, woran er denkt. "Ich bin loyal bis  zum bitteren Ende.", nehme ich schließlich den vorangegangenen Gesprächsfaden wieder auf.  Dieses Mal ist er derjenige, der nickt. "Aber es gibt einen Punkt, den man nicht überschreiten darf.", beendet er meinen Satz, "Diesen Punkt zu erreichen, ist schwierig. Aber mit viel Beharrlichkeit schafft man es, dich dazu zu bringen, nicht mehr zu verzeihen. Und ab diesen Punkt gibt es kein Umdrehen mehr. Egal, was passiert.". Für einen Moment genieße ich es, verstanden und erkannt zu werden. Dann lege ich nachdenklich den Kopf schräg. "Ja.", sage ich mit feste

Vom Vertrauen

„ Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, Denn das Glück ist immer da.” (Johann Wolfgang von Goethe: Erinnerung) Und dann stehe ich mit meinem roten Auto im Stau und plötzlich läuft mir das Herz über. Die Sonne bricht durch die dunkle Wolkendecke und bringt mich zum Lächeln. Völlig in mir versunken, drehe ich die Musik so weit auf, wie es möglich ist, beginne, im Sitzen zu tanzen und bringe mein kleines Auto damit wie verrückt zum Wippen. 

Vom Stumpfsinn

Typ (lächelnd): "Hallo." Muschelmädchen (abweisend): "Hallo." Typ (freundlich): "Entschuldige, dass ich dich störe." Muschelmädchen (auftauend): "Macht nichts." Typ (überrascht): "Oh, du sprichst aber gutes deutsch!" Muschelmädchen (völlig irritiert, da ziemlich deutsch aussehend): "Ööööhm. Äh... ja?! Natürlich? Du aber auch." Typ (lachend): "Ich bin ja auch von hier." Muschelmädchen (noch irritierter): "Ich auch!" Typ (lächelnd einen Schritt näher tretend) : "Kannst du mir bitte helfen? Ich suche einen Laden namens ´Tante Emma´." Muschelmädchen (etwas zurückweichend): "Sorry. Ich kenne mich hier auch nicht besonders gut aus. Ich kann dir nur den exzellenten Inder dort hinten empfehlen. Der ist wirklich gut!" Typ 1 (etwas irritiert): "Nee. Ich suche einen ´Tante-Emma-Laden." Muschelmädchen (grinsend): "Ach so! Du meinst einen Späti, oder was? So einen

Von der Unschuld

„'Eines Tages', sagte sie, 'fange ich Träume ein wie Schmetterlinge.' 'Und dann?', fragte er. 'Lege ich sie zwischen die Seiten dicker Bücher und presse sie zu Worten.' 'Was, wenn jemand immer nur von dir träumt?' 'Dann sind wir beide vielleicht schon Worte in einem Buch. Zwei Namen zwischen all den anderen.'“ (Kai Meyer: Arkadien erwacht) „Wir laufen heute zu einer Burg.“, sage ich lächelnd zu dem kleinen, blonden Jungen, der vertrauensvoll zu mir hochschaut. „Eine echte Burg?“, fragt er neugierig. Ich muss ein bisschen lachen. „Eine echte Burg!“, bestätige ich nickend, „Keine Aus Pappe!“. Er tritt aufgeregt von einem Bein auf das andere. „Haben da mal Ritter gewohnt?“, fragt er aufgeregt und schiebt seine Hand in meine. „Ritter und Könige und Prinzessinnen und ihr Gefolge. Die Burg ist schon viele Jahrhunderte alt.“, antworte ich lächelnd. Nachdenklich sieht er sich um. Wir stehen auf einem Berg, vor uns eröffnet sich bis zu