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Es werden Posts vom April, 2016 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Klang der Liebe

„Schon von weitem hörte man dieses Geräusch, das nur sehr große Städte hervorbringen können, einen Ton, der aus allen Tönen zugleich besteht (...) – ein grandioses Rauschen, vom Leben selbst erzeugt.“  (Walter Moers: Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär) Als ich wieder aufwache, bin ich völlig verwirrt. Kalte Luft schwappt in das Zimmer, vorbei am Vorhang, der sich leise im Wind wiegt und streichelt mir über das Gesicht. Der Regen trommelt auf das Fensterbrett. Wie lange habe ich geschlafen? Wüsste ich es nicht besser, würde ich glauben, als Dornröschen wieder erwacht zu sein.  Ich strecke unter meiner warmen Bettdecke Arme und Beine von mir. Wackle vorsichtig mit den Zehen. Und den Fingern. Und gähne herzhaft. Es ist mir nicht möglich, mich daran zu erinnern, wann ich mich das letzte Mal so ausgeschlafen und entspannt gefühlt habe. Hm. Ich will die Augen gar nicht öffnen. Noch nicht. Nur noch ein Minütchen. Und noch eins. Und noch eins. Das hier ist so schön. S

Vom Angeln

„Du hast kein klares Ziel, aber Millionen Möglichkeiten. Ein gutes Gefühl, und du weißt, es wird gut für dich ausgehen. Der Himmel ist blau...“ (Die Ärzte – Himmelblau) Asa sitzt neben mir und hat das Gesicht in seine Hände gelegt. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass er immer wieder den Kopf schüttelt. Ich schmunzle in mich hinein, schweige aber. Irgendwann höre ich ein gequältes: „Uuuuuuuaaaaaaaa!“ und ein kleines Glucksen verlässt meinen Mund, weil ich so sehr versuche, mir das Lachen zu verkneifen. Asa schaut auf und starrt mich an: „Muschelmädchen? Weißt du, das ist doch echt…“. Er sucht nach Worten. Dann schüttelt er wieder den Kopf, stützt ihn in die Hände und starrt auf den See hinaus. „Pffff!“, ruft er irgendwann laut und schaut mich an, als wäre ich verrückt geworden und er könne sich nicht entscheiden, ob er lachen oder weinen soll.  „Ich meine, Muschelmädchen, du hast gar keine Ahnung vom Angeln!“, stellt er fest, „Du kennst keine Fachbegriffe und auch d

Vom unpassenden Termin

Das Telefon klingelt. "Ja, hallo, hier ist Max Mustermann." "Oh, hallo Herr Mustermann, was kann ich denn für sie tun?" "Ja, also...", druckst Herr Mustermann ein wenig herum, "Ich habe da ein Problem.". Ich schmunzle. "Ich kann ihnen sicher helfen es zu lösen.", ermutige ich ihn. "Öhm...", sagt er nachdenklich, "Das wird wohl eher schwierig.". "Worum geht es denn?", frage ich und versuche, meine Stimme aufmunternd klingen zu lassen. "Errr... Es geht um das Vorstellungsgespräch, das ich nächste Woche bei ihnen habe. Mir ist da gestern etwas dazwischen gekommen...", sagt Herr Mustermann zögernd. "Das ist kein Problem.", schiebe ich freundlich ein, "Dann verschieben wir unseren Termin etwas.". "Nun ja...", Herrn Mustermanns Stimme wird ganz dunkel, "Auch das ist nicht so einfach..." "Aha?", frage ich interessiert. "Sehen sie..."