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Es werden Posts vom März, 2017 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von dem Reißen des Fadens

Früher habe ich mir immer vorgestellt, dass alle Menschen, die mir etwas bedeuten, mit einer Art unsichtbaren Bindfaden mit mir verbunden sind. Dabei gibt es dicke und dünne Bindfäden, die unterschiedliche Farben und Stärken haben und nicht nur den Charakter des Menschen, der einem am Herzen liegt, sondern auch die Beziehung zu diesem spiegeln. Nun nähe ich seit ein paar Wochen auf meiner Nähmaschine. Anfangs hatte ich oft das Problem, dass mir beim Nähen der Faden gerissen ist, weil die (Faden-) Spannung zu hoch war. Heute ist mir aufgefallen, dass das eine wunderbare Metapher in Bezug auf das Leben und meine Bindfaden-Theorie ist: Wenn die Beziehung zwischen zwei Menschen dauerhaft von einer hohen Spannung geprägt ist, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Faden, der die beiden verbindet, früher oder später reißt. Dann ist es Zeit, sich zu verabschieden.

Von Bewerbern, Füßen, Brüsten und zu viel Sonne

Dadurch dass mein Beruf aus dem Kontakt mit Menschen besteht, kann ich unzählige Geschichten erzählen. Schon lange habe ich mir vorgenommen, etwas mehr davon festzuhalten – weil einige der Geschichten einfach erzählenswert sind und ich mich später an sie erinnern will. Dabei gibt es amüsante, aber auch viele sehr bewegende Geschichten. Für heute mag ich aber bei den amüsanten Geschichten und damit der etwas leichteren Kost bleiben: Bewerbungsgespräche.

Von absoluten und unumstößlichen Grenzen

Ich bin heute schon wieder an meiner Autobahnabfahrt vorbeigefahren. Dieses Mal hauptsächlich vor Wut, aber auch wieder mit einem Kopf voller Gedanken. Heute hat mich eine Mitarbeiterin versucht, zu erpressen. Auf ganz charmante Art:

Von allem und nichts

Im Moment ist mir alles irgendwie zu viel. Ich knabbere sehr an den Geschehnissen der letzten Tage. Mein Opa ist soweit stabil. Gestern habe ich mit ihm gesprochen. Oma hat ihn gefragt, ob er weiß, wer ich bin, weil seine Demenz mittlerweile heftig vorangeschritten ist und er mich bei meinem letzten Besuch nicht mehr erkannt hat. Er hat gesagt, er weiß, wer ich bin. Ich habe ihn gefragt, wie es ihm geht. Offenbar konnte er in diesem Moment für einen Augenblick vergessen, wie schlecht es ihm geht. Voller Inbrunst hat er in den Telefonhörer gesungen: „ Mir geht's gut, ich bin froh und ich sag dir auch wieso: Weil ich dein Freund sein kann.“ * Das letzte Mal, als ich meine Großeltern gesehen habe, haben sie dieses Lied im Duett gesungen. Opa konnte sich an diesem Tag vor Schmerzen kaum bewegen, hat niemanden außer Oma erkannt und die meiste Zeit unseres Gespräches verschlafen. Erst als Oma ihm einen sanften Kuss auf den Kopf gegeben hat und anfing zu singen, stimm

Von dem Messer in meiner Hosentasche

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„All I wanna say is that they don't really care about us“ (Michael Jackson: They don´t care about us) (Kein Eintrag für Zartbesaitete) Erst nach 20 Kilometern merke ich, dass ich an meiner Abfahrt schon lange vorbeigefahren bin. Das ist mir das letzte Mal passiert, kurz nach einem Gespräch mit dem Jugendamt. Damals musste eine meiner Mitarbeiterinnen (während ihrer Elternzeit) in sofortige psychiatrische Behandlung. Das Jugendamt hatte bei einem seiner Kontrollbesuche festgestellt, dass ihr Säugling schon ganz grau war. Vor Hunger. Nach diesem Gespräch fuhr ich ähnlich fahrig Auto. Als ich viel zu spät feststellte, dass ich mich schon sonst wo befand, rief mich meine Mutter an und fragte mich, wie mein Tag war. Ich brach in Tränen aus und war gar nicht mehr fähig, Auto zu fahren. Ist nicht lange her. Heute war ein ähnlicher Tag. Um 2:30 Uhr in der Nacht klingelt das Telefon. Völlig verschlafen gehe ich ran und brauche dieses Mal mehr als ein paar Sekunden, u