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Es werden Posts vom Juli, 2017 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von der weißen Schokolade

"Andere Sachen sind nur Essen. Aber Schokolade ist Schokolade." (Patrick Skene Catling) Ich schlafe bei meinen Eltern, in meinem alten Kinder- und Jugendzimmer. Mitten in der Nacht wache ich auf. Noch ehe sich meine Augen an die Dunkelheit um mich herum gewöhnt haben, denke ich: Schokolade! Jetzt! Sofort! Daran führt gar kein Weg vorbei. Ich bin förmlich gezwungen, aufzustehen und mir Schokolade zu suchen. Ich bin schokosüchtig. Unterzuckert. Und mufflig, wenn ich jetzt nicht sofort Schokolade bekomme. So kommt es, dass ich im Stockdunkeln, um etwa 3.30 Uhr Nachts, barfuß und mit noch halb geschlossenen Augenlidern in die Küche meiner Eltern tappe. Ich denke: Schokolade! Schokolade! Schokolade! und bin kaum mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Leider finde ich nirgendwo auch nur einen Hauch von Süßkram. Nicht einmal ein einzelnes Gummibärchen oder einen klitzekleinen Kringel Lakritze. Einfach gar nix. Völlig unbefriedigt setze ich mich an den

Von dem Land hinter den Sternen

Jonathan hat mir von Nangijala erzählt, dem Land, in das man kommt, wenn man stirbt. Es liegt irgendwo hinter den Sternen. "Dort ist noch die Zeit der Lagerfeuer und der Sagen, und das wird dir gefallen." Von dort, aus Nangijala, stammten alle Märchen und Sagen, sagte Jonathan, denn gerade dort passiere ja all so was. Wenn man dort hinkomme, erlebe man von früh bis spät und sogar nachts Abenteuer. "Das ist was, Krümel!", sagte er. "Das ist was anderes als im Bett liegen und husten und krank sein und nie spielen können." (Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz) Lieber Steffen, gestern bist du verstorben. Die ganze Zeit war mir bewusst, dass dieser Tag kommen würde. An jedem anderen Tag in den letzten Wochen wäre ich irgendwie mental auf diesen Moment vorbereitet gewesen. Dachte ich zumindest. Aber vorhin, als ich es erfahren habe, hat es mich kalt erwischt. Das Wis

Vom Auslöser

(Post über Missbrauch. Zur Vorwarnung)

Von meinem Fähnchen

"Pass gut auf dich auf, liebes Muschelmädchen. Wenn ich das nicht mehr tun darf, musst du es besonders gut selbst machen." (SMS, 24.07.2017) Ich mag es überhaupt nicht, wenn man mir das Gefühl gibt, ich wäre alleine nicht dazu fähig, gut auf mich aufzupassen. Ich bin schon groß, ehrlich. Und in der Regel kenne ich meine körperlichen und emotionalen Grenzen ziemlich gut. Mir ist bewusst, was ich mir zutrauen kann und darf, ich weiß, was ich aushalte und wann ich damit beginnen sollte, mich selbst auszubremsen. Seit meinem 14. Lebensjahr lebe ich nicht mehr Zuhause. Dementsprechend habe ich es relativ früh gelernt, selbständig zu sein und für mich selbst und mein Handeln Verantwortung zu tragen. Im Zuge dessen macht es mich wütend, wie ein unzurechnungsfähiges Kleinkind behandelt zu werden. Weder bin ich klein noch unfähig. Und zerbrechlich bin ich auch nicht, obgleich ich mich an manchen Tagen so fühle. Eines wird ganz gerne von meiner Umwelt vergessen: Dass ich es

Von den Sonntagsgedanken

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 (1) Am Samstag habe ich Lust, mich mal wieder ans Klavier zu setzen. Nur steht mein Klavier an einem anderen Ort. Und ich finde das Netzteil für das Keyboard partout nicht. Trotzdem spüre ich, dass ich irgendetwas kreatives tun muss, um meine Gedanken zu sortieren. Also greife ich nach langer Zeit mal wieder zu Papier und Bleistift und merke dabei, dass meine Finger richtig eingerostet sind. Es ist schon einige Monate her, dass ich das letzte Mal versucht habe, etwas Sinnvolles zu Papier zu bringen. Wie auch beim letzten Mal, schaffe ich es innerhalb von 15 bis 20 Minuten, mich so richtig schön selbst zu frustrieren. Also fliegt der Stift kurzerhand wieder in die Ecke und das Papier folgt auf dem Fuße. Denn das Problem ist: Ich möchte Zeichen nicht lernen. Stattdessen will ich es einfach können. Ich bin zu perfektionistisch für dieses Hobby. Die Bilder nicht exakt so hinzubekommen, wie ich sie mir in meinem Kopf vorstelle, macht mich einfach nur wahnsinnig. (Z

Vom Hochgespultsein

Freitagnachmittag spüre ich, dass ich allmählich an meine Grenzen stoße. Da ist zum einen der Job, der tagtäglich 100% von mir fordert, und in dem es absolut keine Gelegenheiten gibt, mal zur Ruhe zu kommen. Unendlich viele Dinge müssen zeitgleich erledigt werden. Ohne den Überblick über die Gesamtsituation zu verlieren. Am Nachmittag beginnt mein Körper mit Übelkeit und Schwindel zu kämpfen. Der Kreislauf ist es nicht. Zumindest zeigt mein Körper nicht die Anzeichen einer Kreislaufschwäche. Ich arbeite einfach jegliches Unwohlsein weg. Was anderes bleibt mir bei der momentanen Bürobesetzung auch einfach nicht übrig. Zum anderen läuft es im privaten Bereich im Moment auch eher suboptimal. Ich verstricke mich in allen möglichen Gedanken, drehe mich im Kreis und kämpfe mit Gefühlen, die ich eigentlich nicht haben sollte, weil sie mir nicht zustehen. Sehnsucht und Eifersucht sorgen für ein Wechselbad der Gefühle. Dabei balanciere ich permanent auf dem Grat zwischen dem Bedürfnis nach Nä

Von der virtuellen Nähe

Am frühen Nachmittag vibriert mein Handy und zeigt eine SMS einer mir unbekannten Nummer an. "Bist du das noch immer, Muschelmädchen. Oder bist du es nicht mehr?", steht da. Für ein paar Minuten bin ich ziemlich verwirrt. Mir fallen diverse Personen ein, von denen die Nachricht kommen könnte. Der Stalker, um den es in den vergangenen Monaten sehr ruhig geworden ist, eine alte Partybekanntschaft und nicht zuletzt denke ich sogar an Ephraim, obwohl ich versuche, diesen Gedanken ganz weit wegzuschieben. Nachdenklich schreibe ich zurück: "Wenn du mir verrätst, wer du bist, sage ich dir, ob ich es bin." Anschließend grinse ich in mich hinein. Es dauert keine Minute, bis sich mein Handy wieder meldet. "Ich suche ein ganz bestimmtes Muschelmädchen.", steht in der nächsten SMS. Und ich gebe zu, dass ich bereits an diesem Punkt ahne, wer es ist, der mir da schreibt. Allerdings sitzt mir der Schalk im Nacken und ich bin noch nicht bereit, mich als die Gesuch

Von der Betrügerin in mir

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P., zu dem ich stets ein freundschaftliches Verhältnis genossen habe, hat irgendwann mal zu mir gesagt: "Du bist jemand, der niemals in seinem Leben alleine sein wird. Es wird immer einen Menschen geben, der dich liebt." Dieser Satz von ihm hat mir damals sehr zu denken gegeben. Ich habe ihn zergrübelt, bis mir keinerlei neue Gedanken mehr einfielen. Dabei habe ich mich stets hin- und hergerissen gefühlt zwischen dem leisen Wunsch, wirklich niemals vollkommen einsam sein zu müssen und dem Bedürfnis, ihn für diese kleine verbale Ohrfeige zur Rede zu stellen. Denn ich bin und war nie ein Mensch, der (um jeden Preis) geliebt werden muss. Selbst zu lieben - Menschen, Tiere, das Leben, die Farben - habe ich immer als viel wichtiger empfunden. Rückblickend vermute ich, war es das, was die Menschen in meiner Umgebung angezogen hat. Und Menschen gab es viele. Manchmal, wenn der Tag sich dem Ende entgegen neigt und meine Kraftreserven verbraucht sind, habe ich Angst davor, eine Betr

Von der Angst vor Frauen

Wie verhält man sich den bei Posts wie dem folgenden? Dieser Blog hilft mir persönlich dabei, Erlebnisse und Gefühle zu ordnen und zu sortieren. Unter anderem halte ich hier Situationen fest, die mir im beruflichen Alltag zu schaffen machen. Als das hier noch ein vollkommen ungelesener Nischenblog war, habe ich mir über meine Wortwahl keine Gedanken gemacht. Mittlerweile haben sich die Klickzahlen erhöht und ich bin ein wenig vorsichtiger geworden, was Formulierungen angeht. Nichtsdestotrotz möchte ich schon aufschreiben, was mich bewegt. Deshalb ist es vielleicht ganz gut, wenn ich vor diesem Post mal deutlich hervorhebe, dass das, was ich hier schreibe, lediglich eine Beschreibung dessen ist, was ich in meinem Berufsalltag erlebe und empfinde. Dieser Post gibt keine politische Meinung wieder. Ich bin ein großer Menschenfreund. Bin ich wirklich. Ich könnte meinen Job nicht machen, wenn ich das nicht wäre. Und wenn sich ein deutscher Bewerber mir gegenüber so verhalten hätte, hätte ic

Vom Zauber der Nacht

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"Was kann mir schon geschehn? Glaub mir, ich liebe das Leben - das Karussell wird sich weiterdrehen..." (Vicky Leandros: Ich liebe das Leben) Bereits als wir in Hamburg ankommen, haben wir zwei Flaschen Sekt intus - wobei ich zu diesem Zeitpunkt vermutlich mindestens eine Flasche alleine getrunken habe, um zu kompensieren, dass ich zwei Stunden lang ein und denselben Schlager in Endlosschleife hören muss. Dafür bin ich um eine Kondompackung, die mir zehn Quickies erlaubt, reicher und mittlerweile ziemlich entspannt. Denn was auf den Schl.agermove passiert, bleibt bekanntlich auf dem Schl.agermove. Und mir ist so oft versichert worden, dass ich einfach tun und lassen soll, was ich will, dass meine Risikobereitschaft in den letzten zwei Stunden mit Sicherheit gestiegen ist. Mag auch sein, dass da Dr. Soul , Berater in jeder Lebenssituation, eine Rolle spielt, der vorher noch empfiehlt, locker zu sein und einfach rumzuknutschen. Im Grunde genommen ist der Schl.agermove

Vom Wiedererkennen

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"Da habe ich begriffen, dass manche Momenente ewig andauern. Sogar, wenn sie vorbei sind, dauern sie noch an, sogar, wenn man tot und begraben ist dauern diese Momente noch an, vorwärts und rückwärts, bis ins Unendliche. Sie sind alles und überall gleichzeitig. Sie sind es, worauf es ankommt." (Lauren Oliver : Before I fall)  Um 16:55 Uhr, während ich noch auf Arbeit bin, klingelt mein Telefon. Beiläufig angle ich danach spüre regelrecht, wie mein Blick entgleist, als mir der Name des Anrufers ins Auge fällt: Es ist P. Und ich denke, dass das doch völlig verrückt ist und überhaupt nicht sein kann. Nicht jetzt und nicht heute. Besonders nicht, weil ich gestern diesen Blogpost über P. geschrieben habe und dabei so unglaublich traurig geworden bin. Und das Telefon klingelt und meine Hände zittern und ich starre auf den Absender, bis das Handy schließlich verstummt. "Entschuldige bitte.", flüstere ich leise in mich hinein. Es ist mir so unverständlic

Vom Vermissen

(Mehr so...Tagebuchkram heute. Nicht lesenswert.) „Ich lieb ein pulsierendes Leben das prickelt und schwellet und quillt, ein ewiges Senken und Heben, ein Sehnen, das niemals sich stillt. (Rainer Maria Rilke – Aus: Ich lieb ein pulsierendes Leben) 13.07.2017 Lieber P., ich versuche mir vorzustellen, wie das ist, nie wieder mit dir zusammen wirre Dinge auf Leinwände zu schmieren, Farbbomben zu werfen, Fernseher zu zweckentfremden. Denke daran, wie es war, mit dir gemeinsam erwachsen zu werden. Demonstrieren zu gehen. Uns gegenseitig Blumen ins Haar zu stecken, im Regen zu tanzen und bei Gewitter auf der Wiese zu sitzen. Gemütlich Rotwein zu trinken und lachend dem Regen die Nase zu zeigen. In Freibäder einzubrechen, im Morgengrauen Hirsche zu begrüßen oder zweihundert aneinandergebundene, leuchtende Teelichter in den See zu entlassen.  Ich denke an deine Hände auf meinem Kopf, die immer so grobmotorisch waren. An deine Sorge um mich und deine liebevollen Aug

Vom Schl.agermove und anderen Eventualitäten

Es gibt diesen Spruch bei uns: Was auf dem Schla.germove passiert, bleibt auf dem Schla.germove - und zwar egal, was es ist. Ob man sich von Mann zu Mann küsst, eine Wette abschließt, wer am Ende des Abends die meisten Telefonnummern gesammelt hat oder gnadenlos, in alkoholischer oder sexueller Hinsicht, abstürzt: Nie wieder wird hinterher ein Wort darüber verloren. Aber sobald der Schlagermove hinter einem liegt, wird sich in den kommenden Monaten schon wieder auf den Move im nächsten Jahr gefreut und entsprechend akribisch vorbereitet. Das alles lerne ich seit fast einem Jahr, nämlich seitdem ich mich darauf eingelassen habe, die Verabredung zu eben diesem Event zuzusagen - obwohl ich die Musik fürchterlich finde und vermutlich der einzige Mensch auf dieser Welt (oder zumindest in Deutschland) bin, der kein einziges Lied von Marianne Rosenberg und Roland Kaiser* kennt. Mittlerweile bin ich mit diversen Hippie-Kleidern, Plateaustiefeln sowie verschiedenen Perrücken ausgestattet, dam

Vom unzureichenden Trost

Als der I.slamische S.taat vor seinen Augen erst seine Frau und dann seine drei Kinder erschießt, hält ihn schließlich nichts mehr in Syrien. Alleine macht er sich auf den Weg nach Deutschland. Schließt sich anderen, die er unterwegs kennenlernt, an, haust in menschenunwürdigen Unterkünften und hungert. Über Monate. Während er mir seine Lebensgeschichte erzählt, kämpft er damit, die Fassung zu bewahren. In seinem Heimatland hat er als Anwalt für Internationales Recht gearbeitet. Bei mir nimmt er eine Stelle in der Produktion an, die nur ein wenig höher vergütet ist, als es der derzeitige Mindestlohn vorgibt. Dankbar ist er trotzdem. Für die Möglichkeit, einen Alltag kennenzulernen, seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern und sich finanzielle Unabhängigkeit erarbeiten zu können. Das beteuert er wieder und wieder. Heute musste ich ihn im Krankenhaus besuchen. Am vergangenen Nachmittag ist er auf offener Straße zusammengeschlagen worden. Von einer Horde Männer, die ihm vollkommen

Von der Angst im Kaninchenfell zu ersticken

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"Und ich wär´ hier so gerne Zuhause, denn die Erde ist mein Lieblingsplanet. Doch ich werde hier nie so Zuhause sein, wie die Freunde der Realität." (Funny van Dannen: Freunde der Ralität) "Du verschenkst dein Talent...", sagt er. Verblüfft starre ich ihn an. "Welches Talent?", frage ich. "Du bist wirklich gut im Zeichnen." Ich will das von mir weisen. Augenblicklich werde ich verlegen, weil das einfach nicht wahr ist und mag das Thema wechseln. Er aber lächelt nur liebevoll. "Muschelmädchen, ich habe fast 50 Jahre mehr Lebenserfahrung als du. Und in all diesen Jahren habe ich nicht nur eine Menge erlebt, sondern auch viele Menschen zeichnen sehen. Du kannst mir glauben: Ich erkenne Talent, wenn ich es sehe. Und weil ich will, dass du dieses Talent nutzt, wirst du an diesem Workshop teilnehmen. Du bist eingeladen. Probiere es einfach aus..." Ich fange an zu stammeln. "Aber...", sage ich, "Dann kommen da laut

Vom steinernen Schatz

Fern von dem bunten Treiben, sitzen die Elfjährige und ich auf der Schaukel. Die untergehende Sonne taucht die Blätter der Bäume, die uns umgeben, in ein sanftes orangerot. Weil sie griechische Sagen so mag, erzähle ich ihr leise vom Stein der Aphrodite, den man auf Zypern findet. Es heißt, wer einen Stein vom Strand dort mitnimmt und ihn in der Kleidung seines Geliebten versteckt, wird auf ewig mit diesem Manne glücklich sein. "Hast du auch einen Stein mitgenommen, als du da warst?", fragt mich das kleine Mädchen neugierig lächelnd. Ich nicke. "Und dann hast du ihn bei Asa versteckt!", stellt sie voller Begeisterung fest, "Jetzt müsst ihr für immer zusammenbleiben." Für einen Moment zögere ich. Dann schüttle ich den Kopf und entscheide mich dafür, die Wahrheit zu sagen. "Nein.", sage ich nachdenklich, "Das habe ich nicht. Ich habe den Stein nicht versteckt." Sie sieht mich mit großen Augen an. "Warum denn nicht?", frag

Von der Planänderung

Eigentlich sollte an dieser Stelle der dritte und letzte Teil von der Verführung stehen. Aber der Samstagmorgen kommt und wirbelt alle Gefühle durcheinander. Erahnen kann ich das lustigerweise schon am Freitagabend. Aber ich begehe den gleichen Fehler wie schon einmal in der Vergangenheit, indem ich an den guten Gedanken festhalte und versuche, mir einzureden, dass es schon anders kommen wird, als mir mein Bauchgefühl einreden will. Tut es aber nicht. Was heute Morgen dazu führt, dass ich kaum meine Stimme finde, weil ich das Gefühl habe, jeden Moment die Fassung zu verlieren. Mehr Fairness, als mein Herz auf der Zunge zu tragen, schaffe ich aber nicht. Ich spüre deutlich die Grenze, an der ich stehe. Jedes Wort danach wäre zuviel. Jedes Gefühl. Jede weitere Form der Selbstoffenbarung. Ich würde gerne die Gedanken, die sich in meinem Kopf überschlagen, aufschreiben. Aber ich schaffe es nicht, auch nur einen einzigen davon festzuhalten und auf Papier zu bringen. Stattdessen nehme ich

Von der Abnutzung

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"Jedes Kind unter sieben beherrscht die Was-wenn-Sprache fließend. Was, wenn jetzt eine giftige Spinne aus dem Loch da über Deinem Kopf gekrochen kommt und dich in den Hals beißt? Was, wenn das einzig wirksame Gegengift in einem Tresor ganz oben auf einem Berggipfel liegt? Was, wenn Du den Biß überlebst, aber nur noch die Augenlider bewegen kannst und das Alphabet blinzeln mußt? Wie weit Du gehst, ist eigentlich egal. Wichtig ist, daß es eine Welt voller Möglichkeiten ist." (Jodi Picoult: Beim Leben meiner Schwester) Als ich mit dem Auto nach Hause fahre, höre ich ein Lied aus "Der Traumzauberbaum" von Reinhard Lakomy. Unwillkürlich muss ich lächeln. Ich erinnere mich daran, wie mich meine Mama, als ich noch ganz klein war, jeden Morgen geweckt hat, indem sie das "Küsschenlied" gesungen hat. Dabei hat sie mich sanft am großen Zeh gekitzelt, bis ich langsam wach wurde. Wie leicht das Leben doch in diesem Alter war. Ich war die berühmteste For