Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Inhalt einer Frauenhandtasche


    Wenn mich mal jemand überfallen sollte, kann ich ihn mit meiner ausrangierten Geldbörse, die ich noch immer in meiner Handtasche mit mir herumtrage, hinhalten und ihm dann meinen Schlüsselbund an den Kopf hauen. Während der Räuber bewusstlos ist, fessle ich ihn mit 10 Meter Strickgarn und tackere ihm danach meine Kassenzettel an die Stirn, damit ihm klar wird, dass auch ich Rechnungen habe, die ich begleichen muss. Außerdem beschrifte ich ihn als "Räuber", damit sich andere vor ihm in Acht nehmen können, wenn sie ihm über den Weg laufen sollten. Wenn er sich wehrt, deute ich nur lässig auf die Schere, die ich mit mir führe, um ihm klarzumachen, dass ich bewaffnet bin und er sich lieber nicht mit mir anlegen sollte.
    Ist der Räuber fertig dekoriert, schreibe ich der Pozilei eine Postkarte und bitte sie, mich aus meiner misslichen Lage zu befreien: Ich zeige auf, wo sie den Räuber und mich abholen kann und bewache meinen Gefangenen, bis die Polizei eintrifft. Weil so eine Postkarte ja ein wenig länger unterwegs ist und es Nachts auch im Sommer kalt wird, wenn man eine Frau ist, entzünde ich ein Lagerfeuer aus Visitenkarten, Pandora-Katalog, Arbeitsunterlagen und Tampons, ziehe mir meine Socken an und kuschle mit meinem Glücksbringer, um die einsamen Stunden zu überbrücken. Meinen Hunger stille ich mit Pfeffis, Keksen und Schokolade. Und weil Zucker glücklich macht, lächle ich auch in dieser Situation noch. Für den Fall, dass mir langweilig wird, verschönere ich meine Fingernägel, lege Deo auf und bestelle schon mal wirre Dinge bei amazon, die ich in dieser Situation vermisse und definitiv zukünftig meinem Handtaschensortiment hinzufügen möchte.
    Außerdem verbringe ich meine Zeit damit, endlich mal den Beipackzettel meiner Herzmedikamente zu lesen. Weil mir das aber ziemlich schnell langweilig wird, rubble ich lieber meine Rubbellose frei. Dabei stelle ich selbstverständlich fest, dass ich Millionärin werde. Karma und so. Während ich noch dabei bin, meine Freudentränen darüber mit einem Taschentuch zu trocknen, trifft ein fescher Polizist (Maniküreset! Lippenbalsam! Ich sehe wunderschön aus!) ein, der mich aus den Fängen des Räubers rettet. Zur Belohnung schenke ich ihm alles an Bargeld, was ich noch besitze (3,16 Euro!). Zukünftig werde ich als Heldin gefeiert, weil ich den meistgesuchten Räuber der Welt dingfest gemacht habe. Aufgrund der gewonnenen Million schmeisse ich meinen Job hin und werde Geschichtenerzählerin. Ist doch klar, oder?

    Achso - und hier mein Handtascheninhalt:
    • Geldbörse
    • 12 Visitenkarten vom Chef
    • 12 eigene Visitenkarten
    • 10 Blog-Visitenkarten 
    • 32 x 90 Cent-Briefmarken
    • Alte, ausrangierte Geldbörse
    • Eine SD Speicherkarte
    • Eine Packung Taschentücher
    • Deo
    • Eine Packung Kekse
    • Pandora Katalog für Charms
    • Fünf Rubbellose
    • Arbeitsunterlagen
    • Kassenzettel (Friseur, Katzenfutter, Kleidung, Happy Meal von Mäcces, Tankstelle, Lebensmittel)
    • Ein Maniküreset
    • Drei amazon-Gutscheine
    • Ein Tacker
    • Eine Tafel Schokolade
    • Lippenbalsam
    • 10 Meter Strickgarn
    • 10 Kugelschreiber
    • Ein Bleistift
    • Kleingeld: 3,16 Euro
    • 17 Tampons
    • Ein Beipackzettel Herzmedikamente
    • Zwei unbeschriebene Postkarten
    • Ein schwarzer Kajalstift
    • Ein weißer Kajalstift
    • Fünf Packungen Pfeffies (2 leer, drei voll)
    • Ein Paar Socken
    • Ein Glücksbringer
    • Eine Schere
    • Ein Schlüsselbund
    • Zwei Feuerzeuge
    • Ein Headset - der Grund, weshalb ich eigentlich die Tasche anfing auszuräumen...

    Sorry. Ich bin total erschöpft im Moment. Sinnvolle Beiträge sind hier in naher Zukunft nicht zu erwarten. Der Text da oben spiegelt ziemlich gut, wie wüst es momentan in mir aussieht.

    Kommentare

    1. mein gott wie groß ist deine handtasche?

      ich packe meine handtasche und nehme: 15 visitenkarten von mir;
      eine packung taschentücher, ein nagelset; meine geldbörse; mein handy; ohrentropfen; meditonsin; der haustürschlüssel meiner eltern; dolormin extra und natürlich mein taback. das wars!

      schlaf dich aus....wird dir gut tun.

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      1. Meine Handtasche ist gar nicht mal so groß, möchte ich behaupten. Aber du bist tatsächlich sehr sparsam in den Dingen, die du mit dir trägst :-)

        An Schlaf ist noch nicht zu denken. Erst in 8 Tagen... Aber ich habe das Ziel ja vor Augen...

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    2. Allein das AUFLISTEN dieses tragbaren Wandschrankes muss ja ein Zeitvermögen gekostet haben...^^^was ihr Frauen so alles mit Euch rumschleppt!?

      War es Sokrates oder Epikur?
      Einer von beiden sagte "Der Weise trägt all sein Gut mit sich!".

      Ich bin mir aber FAST sicher, dass derjenige das ANDERS gemeint hatte als von Dir praktiziert...;-)

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      1. Oh, das war noch gar nichts! Die liebe Miss Whimsy hat mich auf eine phantastische Idee gebracht: Ich wollte mein Auto am Wochenende aufräumen! Das wird erst ein Spaß. Ich werde berichten...

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    3. Ich finde das eigentlich noch recht wenig. Aber ich habe ja auch mein Auto zur Tasche umfunktioniert, da passt viel mehr rein...

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      1. Hab vielen lieben Dank für genau diesen Kommentar! So handhabe ich das nämlich auch: Mein Auto ist die Erweiterung meiner Handtasche. Aber das werde ich hier mal ausführlich behandeln. Am Wochenende. In einem Blogeintrag mit dem Titel: Vom Inhalt eines Frauenautos. ;-)

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    4. Sinnvolle Beiträge werden eh überbewertet.

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    5. Das ist ein sinnvoller Beitrag. Er zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. ;) Frage: Wie groß ist deine Handtasche? Wohl doch größer als meine, vermute ich. Und in meiner konnte ich immerhin - ohne es zu merken! - mehrere Tage lang einen Handball und eine Salatgurke mit mir rumtragen...

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      1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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      2. ( Die Handtasche hat mutmaßlich die Größe eines Umzugskartons und das Füllvolumen von Beth Ditto.^^
        Die Salatgurke KÖNNTE ich mir evtl. noch erklären, nachdem ich Fotos der Filmpremiere von "50 sahdes of grey" gesehen habe bzw. vom Kinosaal anschließend - aber der HANDBALL ist...scary!))

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      3. Rain, wenn frau einen Sohn hat, der Handball spielt, dann lässt sich das mit dem Handball recht einfach erklären. ;D Besitze jetzt übrigens eine kleinere Tasche. So winzig, dass ich kaum mein eigenes Zeug reinbekomme. Die Blicke der Männer, die sich so an ihren kleinen Packesel gewöhnt hatten, waren Gold wert. *g*

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      4. @Anna
        Ich freue mich sehr, dass ich dich zum Lächeln gebracht habe! Meine Handtashe ist eigentlich recht klein. Vielleicht bin ich einfach ein Profi im Tetris spielen. :-)
        Die Geschichte mit dem Handball finde ich wirklich erstaunlich! Der ist ja nun wirklich nicht so klein??

        @Rain
        Gar nicht wahr! Ich werde dir mal ein Foto zeigen. So groß ist die Tasche nicht... :-)

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    6. Am Besten gefällt mir der Tacker ;)
      Ich nahm den Beitrag gerade zum Anlass mal in meine Handtasche zu schauen und war erstaunt eine Packung Hundesalami (mit Rind) darin zu finden. Dabei habe ich keinen Hund und ich mag keine Salami. Mysteriös.

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      1. Schreib unbedingt ein Buch über die mysteriöse Salami! Allein der Titel "Die mysteriöse Salami" ist schon wunderbar! Ich werde sie lesen!
        (Drei Sätze und drei Ausrufezeichen. Himmel. Es geht vorbei mit mir :-))

        So ein Tacker in der Handtasche ist im übrigen wirklich praktisch. Ich trage ihn schon seit sechs Monaten mit mir herum und habe ihn noch nicht einmal benutzt. :-)

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    7. - Ein Schlüsselbund mit 12 Schlüsseln und fast ebenso vielen Anhängern - daher der Name "Dungeonkeeper", den man mir freundlicherweise in der Firma verpaßt hat.
      - Das Mäppchen mit Fahrzeugpapieren, Ausweis, Führerschein, Bankkarten (verwahre ich nie im Portemonnaie - wenn sie das klauen ist wenigstens nur das Geld weg und ich hab die Rennerei mit Behörden/Banken nicht auch noch am Hacken)
      - Notizbuch plus Stift (ich bin in dem Alter in dem ich alles vergesse wenn ich es mir nicht aufschreibe)
      - Tampons (2x normal, 2x super)
      - Kamera (wechselndes Modell ...), aktuell Diana Mini
      - Objektivpinsel
      - Speicherkarte (ach guck, hätte ich gar keine neue bestellen müssen!)
      - Pflaster (aus Gründen, könnte ja passieren daß ich mir noch mal eine Parkscheibe ins Knie ramme)
      - Portemonnaie
      - ein zerknüllter Zettel mit der Telefonnummer vom Wachdienst (?!)
      - Kopfschmerztabletten
      - und ein 950 Seiten starkes Taschenbuch

      Mit dem Inhalt Deiner Handtasche nicht vergleichbar, allerdings käme ich im Falle der Zombie-Apokalypse mit meiner Tasche wohl auch nicht weit. Jetzt so überlebenstechnisch gesehen ;-)

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      1. Du hast mich definitiv inspiriert: Ich brauche einen Objektivpinsel! Und Pflaster sind auch eine gute Sache... Außerdem ist ein Schlüsselbund mit zwölf Schlüsseln und vielen Anhängern durchaus sinnvoll im Falle einer Zombie-Apokalypse: Damit schlägt es sich den Zombie gut k.o. Und wenn er erstmal bewusstlos ist, rufst du den Wachdienst - läuft doch. ;-)

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    8. Klasse geschrieben!!! Aber: was bitte macht man mit nur 10 m Strickgarn?

      Fragt Strickerin Ruthy, grade beim Rainblog-nachlesen hier gelandet

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