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Es werden Posts vom September, 2017 angezeigt.

Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Von 8 guten Dingen

Was gut ist: Morgens das Dachfenster zu öffnen und tausende von kleinen Regentropfen im Licht glitzern zu sehen. Hinter den Tropfen, in verwaschenen Streifen, das rosarote Morgenrot zu erahnen. Die Bettdecke noch einmal bis zur Nasenspitze zu ziehen und sich in der Wärme der Nacht einzukuscheln. Die Augen zu schließen und sich selbst zu umarmen. Sich zufällig im Spiegel zu sehen und sich wieder daran zu erinnern, dass der Friseur gestern auf die Aufforderung "Tun sie, was immer sie wollen." die Schere zur Hand genommen hat, um den Haarschopf um 10cm zu kürzen. Ich greife mit beiden Händen in meine Haare, wuschle sie durcheinander und strecke meinem Spiegelbild die Zunge raus. Milchkaffee zu trinken. Aus meiner riesigen weißen Tasse mit den blauen Pünktchen. "Life is lovely" steht in rosa Lettern auf ihr geschrieben. Sonnensteinchens kleine Aufmerksamkeiten zu genießen. Die wieder und wieder schnurrend zu mir aufs Sofa spingt, um ihr Köpfchen an meiner Wange z

Von Tagebuchsachen

Als ich heute morgen aufgestanden bin, habe ich darüber nachgedacht, dass es sich anfühlt, als hätte ich die letzten 24 Stunden lang geträumt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich gestern wirklich spontan in den Urlaub geschickt wurde. Ob mein Opa gestern wirklich verstorben ist. Und sich meine Familie wirklich ein weiteres Mal dezimiert hat. Wie schon so oft in diesem und auch in den letzten zwei Jahren. Aber heute fühle ich mich weniger konfus als gestern. Nichtsdestotrotz sind da Fragen in mir. Auf die ich noch die Antwort suche. Ich wollte von Sonntag bis zum Ende der kommenden Woche in den Urlaub fliegen. Kann ich diese Reise denn überhaupt mit meinem Gewissen vereinbaren? Kann ich wegfliegen und mir eine fremde Stadt ansehen, vielleicht sogar so etwas wie Neugier und Freude empfinden, während meine Familie trauert und meine Oma, nach weit über 60 Jahren Ehe, einen großen Teil ihres Lebensinhaltes verloren hat? Wie lange braucht man, um eine Beerdigung zu organisieren? Soll ich

Vom Abschied

Solange ich denken kann, selbst als ich noch ein Kind war, hast du mich die Liebe zur Sprache und zum Ausdruck gelehrt. Schon lange bevor ich eingeschult wurde, hast du mir versichert, dass ich Bücher lieben werde. Mit einer Engelsgeduld hast du das Schreiben mit mir geübt. Von dir habe ich mein erstes Balladenbuch geschenkt bekommen. Mit der schönsten Widmung, die ich jemals erhalten habe. Nur für dich habe ich alle Strophen von Friedrich Schillers "Die Bürgschaft" auswendig gelernt. Ich wollte dich stolz machen. Und manchmal, wenn Oma und ich dir zu viel mit einander getuschelt haben, hast du dich von hinten an uns angeschlichen. Und leise lächelnd gebeten: "Ich sei, gewährt mir die Bitte, / In eurem Bunde der Dritte." Mit dir an meiner Seite habe ich mit 8 Jahren mein erstes eigenes Gedicht geschrieben. Du warst es auch, der mir mein Lieblingsbuch, "Der alte Mann und das Meer" von Hemingway, mitgebracht hat. Und der meinen Teil der Neufassung von Thoma

Von der Pflichtkür

Um die Geschichte mit dem Werksleiter, der Form halber, noch zu einem Ende zu bringen, kehre ich heute noch einmal zu der besagten Firmenverstanltung, dem Brausepulver-Abend, zurück. Das hier ist ein Ausschnitt, der ursprünglich seinen Platz im Brausepulver-Post hatte, aber dort gefühlt nicht hineingehörte. Deshalb gibt es ihn heute: Während ich mich mit meinem Gegenüber unterhalte, falle ich dem Werksleiter, beim rückwärtslaufen und scherzen, förmlich in die Arme.  Er fängt mich auf, hebt aber sofort beschwichtigend die Hände, als er spürt, dass ich mein Gleichgewicht wieder erlange. Vermutlich ist ihm die Unsicherheit in meinem Blick nicht entgangen. Fast vorsichtig lächelt er, als er mir zur Begrüßung die Hand gibt. "Hab keine Angst...", sagt er, "Du musst nicht weglaufen. Es ist okay. Ich werde dir nicht folgen." Damit überrascht er mich. Vor allem aber nimmt er mir das Gefühl, flüchten zu müssen und das fühlt sich gut an. Jetzt habe ich die Wahl, ob

Vom Fernweh

Nur noch wenige Tage bis ich mich für kurze Zeit verabschiede und endlich, endlich, endlich wieder mal fliegen darf. Da es sich nur um einen fünftägigen Städtetrip handelt, reise ich mit Handgepäck. Das wird eine kleine Herausforderung, denn ich bin - typisch Frau - klamottentechnisch gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet. Ziehe in Erwägung, wie ein Michelin-Männchen gekleidet in das Flugzeug einzusteigen. Lagenlook quasi. Ballerinas in den Chucks, Bikini, fünf Shirts, drei Pullover, eine Regen- und eine Windjacke übereinander. Unterwäsche und Socken verstaue ich in den den Jackentaschen. Das hat nämlich den Charme, dass ich mein Handgepäck komplett für Bücher nutzen kann. Man muss ja Prioritäten setzen. Bin ganz hibbelig. Am liebsten würde ich jetzt sofort fliegen. Und überhaupt: Vielleicht brenne mit meinen durchgebrannten Sicherungen sozusagen durch und bleibe einfach da. So für immer.

Vom Nachgeschmack des Brausepulvers

"Mein hungriges Herz durchfährt ein bittersüßer Schmerz - sag mir, wie weit, wie weit, wie weit willst Du gehen?"  (Scala & Kolacny Brothers: Hungriges Herz) "Sag mal...", ruft sie fröhlich in den Telefonhörer, "Was hast du denn mit diesem Mann gemacht?!" "Mit welchem Mann?", frage ich verwirrt. "Der Mann, mit dem du dich am Anfang des Abends so lange unterhalten hast.", antwortet sie. "Öhm", gebe ich äußerst intelligent zurück, "Du meinst James? Der Mann, der aussah wie James Hetfield?" "James Hetfield?", fragt sie zurück. "Metallica?!", frage ich empört. "Me...", beginnt sie, aber ich unterbreche sie. "Ach, vergiss es...", sage ich. "Ich meine den Mann mit dem Bart von Freitagabend...", klärt sie mich auf. Jupp. Ich dachte mir so etwas. Frage aber nur: "Warum? Was soll ich denn mit ihm gemacht haben..?" Sie kichert. "Ich habe

Vom klumpenden Brausepulver

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"The brightest flame burns quickest... That's what I heard her say." (Metallica: Mama Said) Die Stimmung ist wunderbar ausgelassen. Ich mag es gerne, zu sehen, wie die Frauen sich in ihren farbenfrohen Dindln über die Tanzfläche drehen und sich die Blicke der Männer in ihren Ausschnitten verlieren. Ich aber tanze noch nicht. Stattdessen lasse ich mich von Gespräch zu Gespräch treiben. Dabei suche ich die Nadel im Heuhaufen, den einen Menschen hier, der ein bisschen interessanter ist, als der Rest. In der Hoffnung, einen ebenbürtigen Gesprächspartner zu finden und eine neue Bekanntschaft mitzunehmen. Irgendjemanden der mich reizt... Aber eigentlich sehe ich nur einen Mann, der mir gefällt. Er ist selbst jetzt, wo ich hohe Schuhe trage, noch um einiges größer als ich und sieht ein bisschen aus wie ein James Hetfield-Verschnitt, mit seinem Bärtchen und den tätowierten Unterarmen. Ich sehe ihn und weiß intuitiv, dass er sich im Grunde genommen genauso deplatzier

Vom Bloggen

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(23.09.2017) Es liegt ein wunderbarer Abend hinter mir. Und eigentlich wollte ich heute darüber schreiben. Über ein klärendes, sehr entspanntes Gespräch mit dem Werksleiter. Über die Nadel, die ich, in Form eines großen und attraktiven Mannes, im Heuhaufen finde, aber am Ende des Abends ein wenig vor den Kopf stoßen muss. Über Komplimente und eine zauberhafte Nacht. Und nicht zuletzt wollte ich noch ein Foto loswerden. Ein bestelltes. Aber mein Kopf ist noch ein wenig schnapsumnebelt. Ich hänge, wie ein Schluck Wasser in der Kurve, auf dem Sofa herum und schlafe immer mal wieder ein. Irgendwie bin ich heute ziemlich empfindsam. Nachdenklich. Ein wenig traurig. Als hätte mein Körper in der vergangenen Nacht alles Glück verpulvert. Großzügig, in rauen Mengen. In letzter Zeit frage ich mich oft, ob ich hier nicht ein wenig zu persönlich schreibe. Immer mal wieder bringen mich Kommentare durcheinander, weil die Differenz zwischen Selbst- und Außenwirkung so riesig ist. Manchmal ho

Vom fehlenden Hirn

Habe mir für das nahende Vertriebsevent drei Dirndl gekauft und mich letztendlich doch dazu entschieden, das vom letzten Jahr anzuziehen. Werde Reizwäsche darunter tragen. Um mich über das alte Dirndl hinwegzutrösten. Grusle mich ein wenig davor, dass ich vermutlich bei besagtem Vertriebsevent den ganzen Abend damit beschäftigt sein werde, den Werksleiter auf Abstand zu halten. Weil ich mein loses Mundwerk nicht halten konnte und wieder mal schneller im Reden als im Denken war, habe ich die Weichen dafür vor kurzem nämlich in die absolut falsche Richtung gestellt. Folgender Dialog am Telefon: "Hey, Muschelmädchen, trägst du deine Schuhe mal wieder falsch herum?", fragt er. "Was...?", frage ich verwirrt, rolle mit dem Schreibtischstuhl zurück und betrachte allen Ernstes meine Schuhe. Voll richtig rum angezogen! Rechter Schuh an rechtem Fuß, linker Schuh an linkem Fuß. Ehrlich!  "Na, als du das letzte Mal hier warst, hast du doch versucht, deine Arbeitsschut

Vom Zufluchtsort

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„Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“ (Michael Ende: Momo) Ich mag die Art, wie er sein Leben lebt. Er hat sich fast vollkommen aus der Gesellschaft zurückgezogen, lebt annähernd autark. Weil er nicht oft seinen Wald verlässt, sieht er immer ein bisschen schlumpelig aus. Die grauen Haare sind meistens ein wenig zauselig und zu lang, seine Kleidung wirkt alt und manchmal etwas zu groß und seine Schuhe sind ganz ausgetreten. Wann immer ich ihn besuche, erwartet er mich an dem großen hölzernen Tor seines Grundstückes. In seinen Augen spiegelt sich die Freude darüber, mich zu sehen und die Pfeife, die zu fast jeder Tages- und Nachtzeit seinen Mundwinkel ziert, wippt lustig, wenn er seine Lippen zu einem warmen Lächeln verzieht. Sein liebes, vom Leben gegerbtes Gesicht öffnet mir das Herz. Wann immer ich ihn besuche, lerne ich etwas. Über die Arbeit mit den Händen, über Selbstorganisation, Bescheidenheit, mich selbst und nicht zuletzt über das Leben.

Vom Opfersein

 (Mir war schon bewusst, dass die Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht", die in den Medien ja relativ kontrovers diskutiert wurde, nicht spurlos an mir vorbeigeht. Sie mir anzusehen ist eine Aufgabe, die ich mir selbst gestellt habe. Manchmal ist es mir wichtig, mir selbst zu beweisen, dass ich keine Angst mehr haben muss. Weder vor Erinnerungen, noch vor den Gefühlen, die diese in mir lostreten. Aber ein paar von den Empfindungen, die die Serie in mir hervorruft, muss ich hier parken. Damit ich sie wieder loslassen kann. Kompensations-Schreiben halt. Ihnen ist ja bewusst, dass dieser Blog fast ausschließlich ungefiltertes Kopfchaos von mir enthält. Hoffe ich.) "Gewalt nimmt nicht immer sichtbare Formen an, und nicht bei allen Verletzungen fließt Blut." (Haruki Murakami: IQ84) Opfer sein. Ich war für zwei Jahre Opfer. Auf dem Schulhof. Drohungen, Nötigung, psychische und physische Gewalt. Jungs sind zwar grob, aber Mädchen sind grausam. Das ist es zum

Von dem Klischeemann in mir

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( Von der Klischeefrau in mir ) Manchmal fühle ich mich so gar nicht weiblich. Dennoch bin ich aber eine Frau. Indizien dafür habe ich ja schon vor kurzem aufgelistet. Nun gibt es aber auch noch, natürlich, gewisse Indizien, die dafür sprechen, dass ich, trotz eindeutig weiblichen Aussehens, auch ein paar männliche Klischees ganz gut erfülle: Salat ist für mich kein Essen. Maximal ein Teil eines Essens. Eine Vorspeise. Aber er macht nicht satt. Und wenn ich die freie Wahl habe, dann entscheide ich mich gerne für ein gutes Stück Steak. Medium rare. Ich bin schließlich kein Kaninchen. Ich habe eine Freundin, die unglaublich darauf steht, sich Essen zu teilen, wenn man zusammen essen geht. Wenn ich mich weigere mein Essen mit ihr zu teilen, begeht sie Mundraub. Wenn ich mich darauf einlasse, mein Essen zu teilen, isst sie den Belag von der Pizza und lässt mir den Boden über. Ich hasse es, Essen zu teilen. Wenn ich jemals mein Essen mit jemandem teile, dann entweder aus Höflichkeit

Vom schwimmenden Kompliment

"Komm, wir gehen zusammen den Bach runter, denn ein Wrack ist ein Ort, an dem ein Schatz schlummert..." (Alligatoah: Willst du)   Irgendwann necke ich ihn mal wieder. Solange, bis er seine Hände auf meine Hüften legt, sein Gesicht zu mir hinunterbeugt und gefährlich leise sagt: "Hör auf, mich zu ärgern. Anderenfalls stopfe ich dir den Mund." Von da an sind wir friends-with-benefits. Zwar ist er das eine oder andere Jahr jünger als ich, aber ich mag es, dass er im Bett weiß, was er tut und sich nicht davor scheut, auch mal zuzupacken. Er ist der erste Mann, bei dem ich mich nicht unwillkürlich frage, was er da unten tut, während er mich hingebungsvoll leckt. Stattdessen kann ich mich einfach fallenlassen. So sehr, wie man sich eben fallenlassen kann, wenn man sich turtelnd und lachend in einem leeren Vorlesungssaal verbarrikadiert hat. Eines Morgens, wir sind gerade miteinander durch die Betten getobt, liegen wir rücklings nebeneinander auf der weichen Mat

Vom äußeren Eindruck

Hals, Kopf, Gliederschmerzen, Husten. Also verkrieche ich mich heute Abend unter der Bettdecke. Und stelle dabei fest, dass ich manchmal eben doch ganz schön weiblich bin: Beim Aussuchen eines Gerichtes vom Lieferservice kann ich mich nicht entscheiden und bestelle mich deshalb einmal quer durch die ganze Karte hindurch. Ohne Hunger, dafür aber mit ein wenig Appetit. Später öffne ich dem Lieferservicemann die Tür. So wie ich eben bin. Mit dickem Schal um den Hals. Einen grauen Oversize-Winterpulli, pinke Leggins und dicke Wollhausschuhe tragend. Wider Erwarten schreckt mein Gegenüber nicht, oder zumindest nicht merklich, vor meinem Anblick zurück. Dafür grüßt er mich fröhlich mit Vornamen. Und dann bricht, während ich die Bestellung entgegennehme, auch noch eine der Katzen aus und scharwenzelt dem flotten Lieferservicemann um die Beine, als hätte sie seit Jahren keine menschliche Gesellschaft mehr genossen. Oh Gott! Die beim Lieferservice duzen mich schon, weil ich so oft bestelle. D

Vom Berlin City Girl

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Ich habe heute Morgen gelernt, dass ich den verqueren Morgen auch in andersherum schaffe - nämlich nicht, wie hier beschrieben , in "alles geht schief", sondern durchaus auch mal in der "Besser geht es nicht!"-Variante. Es ist 7:30 Uhr, als ich mit meinem Firmenwagen ("Rasowski") an einer Ampel in der Innenstadt stehe. Wie fast jeden Morgen wecke ich mich laut mit Musik. Aus den Boxen dröhnt Culcha Candelas "Berlin City Girl". Das passt zu mir, denn ich bin eine waschechte Berliner Göre. Und in manchen Momenten, wenn ich Berlin vermisse, höre ich dieses Lied auf voller Lautstärke. Wie fast immer hüpfe ich auch heute wie ein Flummi hinter dem Lenkrad herum und tanze, so gut es mir im Sitzen eben möglich ist. In meinem Augenwinkel leuchtet plötzlich etwas Oranges auf. Als ich aus dem Fenster blicke, sehe ich etwa drei Meter von mir entfernt einen Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe stehen. Von Kopf bis Fuß in orange gekleidet. Er wendet mir den

Vom Versteck im Kleiderschrank

'Ja, aber glaben Sie denn wirklich, Herr Professor', fragte Peter, 'andere Welten sind überall zu finden, und einfach nur so um die Ecke herum?' 'Nichts ist wahrscheinlicher', antwortete der Professor. Er nahm seine Brille von der Nase und putzte sie sorgfältig. Dabei murmelte er: 'Ich frage mich wirklich, was sie ihnen eigentlich auf den Schulen beibringen.' (C.S. Lewis: Die Chroniken von Narnia) Zwei Jahre meines Lebens habe ich weitestgehend damit verbracht, so zu tun, als würde ich am Leben teilnehmen: In Wahrheit öffne ich morgens, während das Haus bereits vom geschäftigen Treiben erfüllt ist und alle abgelenkt sind, ein Kellerfenster. Ich verabschiede von meinen Eltern, um zur Schule zu gehen. An den meisten Tagen hege ich sogar den ernsthaften Vorsatz wirklich hinzugehen. Aber meistens überwiegt die Angst, die Angst vor allem und vor allem vor all den Menschen. So dass meine Schritte, je näher ich der Schule komme, immer schwerer wer

Von der Klischeefrau in mir

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Manchmal fühle ich mich so gar nicht weiblich. Dennoch bin ich aber eine Frau. Folgende Indizien sprechen, natürlich unter anderem, dafür: Ich habe ziemlich viele Schuhe. Und obwohl ich liebend gerne mit angegammelten Chucks durch die Welt tobe, besitze ich ziemlich viele High Heels. Die viel zu selten das Tageslicht erblicken. Fürchterlich. Ich bin Schuhquälerin. (Ich habe Brüste. Das ist ein ziemlich schlagkräftiges Argument, wenn man die Größe bedenkt. Aber darauf wollte ich nicht hinaus.) Blumen. Ich mag Blumen. Bevorzugt ungeschnitten und mit Wurzeln. Wenn ich könnte, wie ich wollte, hätte ich eine Hängematte auf einer eigenen Feldblumenwiese. Zum träumen. Bei Liebesfilmen fange ich an zu heulen. Außerdem trinke ich gerne dabei Wein. Und wenn es mir schlecht geht, mache ich dabei einen auf Bridget Jones . Eine Rolle, die man mir höchstpersönlich auf den Leib geschneidert hat. Mit Schlafanzügen kann ich auch bezaubern. Und nicht nur mit einem ultra-erotischen Bauchweg-Schl

Vom Mittag

( Vom Morgen ) Die Dusche erfrischt mich und als ich nackt zu dir ins Schlafzimmer trete, schlummerst du im hellen Sonnenlicht. Ein paar Minuten lang beobachte ich dich beim Schlafen. Dann aber halte ich es nicht mehr aus. Mit vorsichtigen Bewegungen drehe ich mich im Bett, knie ich mich über dein Gesicht und fange langsam damit an, mich selbst zu befriedigen. Ich weiß, dass es ein wenig schamlos ist, was ich hier tue. Trotzdem ist mir danach. Ein leises Stöhnen entweicht meinen Lippen. Als ich mich vorbeuge, spüre ich, wie du dich unter mir wohlig streckst. Allmählich wirst du wach. Deine Hände tasten sich verschlafen meinen Brüsten entgegen. Das zupfen und zwirbeln an den Brustwarzen entlockt mir ein leises Keuchen. Viele Berührungen brauche ich nicht mehr, um zu kommen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mich zusammenzureißen und beuge mich zu deinem Schwanz hinab. Mit weicher Zunge lecke ich vom Schaft nach oben zur Eichel. Umkreise sie, lasse dich zwei, drei Zungenschläge

Von meinem Totalausfall

Eigentlich führt er viele Personalgespräche. Aber immer nur, wenn etwas nicht so läuft, wie er es angewiesen hat. Ich bin eine gute Mitarbeitern. Bin zuverlässig, erledige überdurchschnittlich viele Aufgaben und bin seit meiner Einstellung noch nicht einen Tag arbeitsunfähig gewesen. Ich bin einer dieser (verantwortungslosen) Arbeitnehmer, die selbst wenn sie Fieber haben, pünktlich im Büro auf der Matte stehen. Heute komme ich, das allererste Mal nach 2,5 Jahren, in den Genuß eines Personalgespräches. Er führt es relativ aggressiv. Wirft mir vor, ich wäre dauerhaft genervt und hätte meine Mimik nicht unter Kontrolle. Außerdem ist er felsenfest davon überzeugt, ich hätte vor kurzem die Augen über ihn verdreht. Schon morgens, auf dem Weg zur Arbeit, sind meine Nerven zum zerreissen gespannt. Der permanente Stress, das arbeiten unter Zeitdruck, die Frustration von Mitarbeitern und Schichtführern, Unmengen von Aufgaben, nie enden wollende to-do-Listen, die 24/7 Rufbereitschaft fordern i

Von Highlight-Mitarbeitergesprächen

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Ich bin ein wenig unkonzentriert, als ich dem Mitarbeiter zum wiederholten Male erzähle, er möge bitte seine Schlittschuhe zur Arbeit mitbringen. Natürlich meine ich nicht Schlittschuhe, sondern Arbeitssicherheitsschuhe. Sein entgeisterter Blick ist allerdings Gold wert. "Sie meinen echt Schlittschuhe?!", fragt er verstört. "Ja, natürlich.", antworte ich, ohne ich darüber nachzudenken. Der Mitarbeiter verzweifelt über dieser Aussage völlig: "Aber Frau Muschelmädchen, ich kann doch gar nicht Schlittschuhlaufen..." Ich muss jetzt noch kichern, wenn ich daran denke. Ein Mitarbeiter meldet sich um 23:05 Uhr über das Notfallhandy. Er holt mich aus dem Tiefschlaf. "Frau Muschelmädchen", sagt er ganz geknickt, "Ich muss ihnen etwas sagen." "Was denn?", frage ich. Ich will gar nicht zuhören, nur weiterschlafen. "Ich kann morgen nicht arbeiten gehen.", gibt er preis. "Warum nicht?", frage ich müde. Innerlich rat

Vom Muster

"Ich bin jetzt wieder auf den Beinen. Vielleicht möchtest du mir ja Gutes tun, mir den Rücken stärken, mich befriedigen. Melde dich einfach, wenn dir danach ist." (SMS, 05.09.2017) Diese SMS bringt mich nach der Arbeit dazu, das Risiko, mir ein zweites Fahrverbot einzuhandeln, einfach einzugehen. Ich bin so wütend, dass es mir unmöglich ist, die doofe Landstraße mit nur 100 km/h zu fahren. Also gebe ich Gas. Und zähle langsam hoch. Bremse bei 180 km/h ab. Gebe wieder Gas und zähle. Bremse. Zähle. Gas. Bremse. Gas. Gas. Gas. Im Geben bin ich gut. Bin ich wirklich. Und ich gebe sehr gerne. Menschen, die mir etwas bedeuten, bekommen von mir Zeit, Aufmerksamkeit, Geborgenheit, Sicherheit und Halt. Anfangs interessieren sie sich auch noch für mich. Sie fragen, wie es mir geht und was mich beschäftigt. Aber mit der Zeit lässt das nach. Das Geben - beziehungsweise dann: das Nehmen - rückt in den Mittelpunkt. Phasenweise ist das absolut in Ordnung. Generell glaube ich aber s

Vom Baumarktdialog

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"Das habe ich nie vergessen: Dass man liebt, um die Kälte zu vergessen und den Winter zu vertreiben." ( Andreas Steinhöfel: Die Mitte der Welt) "Wo ist eigentlich mein Einkaufswagen?!", flucht sie, während sie durch den Baumarkt läuft. Suchend sehe ich mich um, kann aber keinen Wagen erspähen. Sie schüttelt wild mit dem Kopf. "Den hat mir mein Mann wieder geklaut und irgendwo hingeschoben!", wütet sie. Einen Mann sehe ich auch nicht. "Das macht der immer so.", sagt sie. "Der Mann ist mir ja scheißegal", fügt sie hinzu, "Aber wo, zum Teufel, ist mein Wagen?!" Liebe sollte niemals rosten.  (https://stocksnap.io/photo/F3411DFB90, 04.09.2017)

Vom Intermezzo mit der Pozilei

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Ich muss zugeben, dass ich es recht häufig schaffe, morgens mit dem linken Fuß zuerst aufzustehen. Da kommt es schon mal vor, dass ich mir nicht mit Zahnpasta, sondern mit Rasiergel die Zähne putze, keine Kaffeetasse unter die Kaffeemaschine stelle, mir das schwarze Gesöff über die Klamotten kippe oder mit auf links gedrehten Klamotten - Das ist mir, ohne Witz, mittlerweile schon ein paar Mal passiert! - auf Arbeit erscheine. Jetzt weiß ich aber, dass so ein Morgen immer noch schlimmer geht - so geschehen letzte Woche: Als ich mich auf den Weg zur Arbeit mache, bin ich ziemlich spät dran. Und weil das ungewöhnlich für mich ist, bin ich etwas hektisch und versuche vor dem Haus erst einmal, ein fremdes Auto aufzuschließen - unter den argwöhnischen Blicken dreier Polizisten, die zufällig in der Nähe rumstehen. Ich werde ein bisschen rot, als ich meinen Fehler bemerke. Schließlich sitze ich aber in meinem Auto und will losfahren. Ich schalte den Scheibenwischer an und sehe aus de