Von der anderen Liebe

"Es geht nicht um mich.", sagt er, "Es geht um dich. Es geht immer nur um dich." Seine Arme legen sich um mich, fangen mich auf, er vergräbt flüsternd die Nase in meinem Haar. "Es geht um dich. Es geht um dich. Es geht um dich.", flüstert er und jedes einzelne Wort fühlt sich an, als würde es tief in mich hineinfallen und mich von innen auftauen. Ich glaube, es ging noch nie in meinem Leben um mich. Natürlich tut es das auch jetzt nicht. (Weil es um ihn geht. Ist doch klar.) Aber es tut mir so gut, dass da jemand ist, der mich sieht. Der ohne eine einzige Forderung zu stellen, da ist, mich lieb hat und annimmt, ohne mich ändern zu wollen. Der einfach dankbar nimmt, was ich zu geben habe, ohne mir im Anschluss den Arm auszureißen und mich zu mehr zu drängen als ich geben will. Jemand, der so ein großes Herz hat, so warmherzig, gütig und voller Liebe ist. Ja, vielleicht ist das alles nur eine Momentaufnahme. Vielleicht wird morgen schon alles ganz anders sei

Vom Liebesentzug

Familie. Ein stetiger Quell der Freude.
"Weil du nie etwas für mich tust!", faucht sie.
Ich muss schlucken. Unser Streit hat sich gerade an einer vollkommen banalen Kleinigkeit entzündet. Aber eigentlich ist es vielmehr ihr Streit. Denn ich sage gar nichts. Bereits nach den ersten gefallenen Worten versuche ich, mich in mich selbst zurückzuziehen. In meine Muschel. Um das, was kommen wird, abzuwehren. Es nur nicht zu nahe an mich heranzulassen.
"Ich würde nicht einmal auf die Idee kommen, dass du freiwillig etwas für einen anderen Menschen tust!", sagt sie scharf und laut.
Fassungslos starre ich sie an. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viel Macht sie über mich hat. Es fällt ihr leicht, mich zu verletzen. Und das nutzt sie vollkommen ungehemmt, vermutlich sogar unbedarft, aus. Als Entschuldigung Temperament und Impulsivität vorschiebend.

Als sie die Wohnung verlässt und die Tür hinter sich zuschlägt, fühle ich mich, als wäre ich wieder neun Jahre alt. Ein Kind, das um jeden Preis geliebt werden will. Aber nicht richtig geliebt werden kann, weil es einfach zu viele Fehler macht, extrem unsicher ist und einige charakterliche Schwächen aufweist. Streicheleinheiten und Liebkosungen sind fester Bestandteil eines Belohnungssystems. Und Belohnungen muss man sich verdienen. Worin ich nicht besonders gut bin. Weswegen sie manchmal tagelang meinen Blicken ausweicht und mich sowie sämtliche meiner Gesprächsversuche ignoriert. Ich bin zu Luft degradierte Enttäuschung. Ein Gefühl, dem ich mich manchmal heute noch, im Erwachsenenalter, versuchen muss zu widersetzen.

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