Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Von der Konsequenz

"Vor allem wirst Du keine verborgenen oder offnen "Lockstoffe" mehr aussenden, die mich wieder heimlich still und leise zu Dir hin ziehen und mich subtil an Dich binden."
(Brief vom 02.04.2017)

Ich brauche immer furchtbar lang, um mich einem Menschen gegenüber zu öffnen. Hauptsächlich hat das etwas damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, mich keinem Menschen in Gänze zumuten zu dürfen, weil das nicht "aushaltbar" ist. Dieses Gefühl ist nach Ephraims Selbstmordversuch, an dem ich mir die Schuld gab, entstanden. Bis heute ist es tief in mir verankert.
Wenn ich Zeilen lese, wie diese dort oben, die mich gestern erreichten, dann findet dieses Gefühl, mich nur nie jemanden in Gänze anzuvertrauen und zumuten zu dürfen, Bestätigung. Dann bereue ich alles, was ich dieser Person jemals von mir preisgegeben habe. Und dann fange ich an, mich selbst zu zerzweifeln, bevor mich das Bedürfnis befällt, mir selbst wehzutun, für das, was ich bin. Das ist schwer nachzuvollziehen, vermute ich. Ich habe es gestern noch nicht einmal vor mir selbst zugeben wollen, aber heute spüre ich es ganz deutlich: Diese Worte, und noch so einige andere aus dem Brief, haben mich wirklich getroffen. Sie haben genau das erreicht, was der Absender bewirken wollte. Herzlichen Glückwunsch.
Niemand hat das Recht in vollem Bewusstsein in meinem Seelenleben herum zu randalieren. Ich verschließe die Tür zu diesem Menschen und werde sie niemals wieder öffnen. Das verspreche ich mir selbst.

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