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Es werden Posts vom April, 2018 angezeigt.

Von verhexten Beziehungen

In den letzten Minuten hab ich viele Sätze getippt, nur um sie anschließend wieder zu löschen. Ich kann fühlen, was ich schreiben will, aber es fällt mir schwer, es auf den Punkt zu formulieren: Es beschäftigt mich seit ein paar Tagen mal wieder intensiv, dass ich in den allermeisten meiner Beziehungen das Gefühl habe, nicht gesehen zu werden und nicht gut genug zu sein.  Da ist zum Beispiel die enge Freundin, die mir Tag und Nacht WhatsApp-Nachrichten schreibt, mich quasi in Echtzeit an ihrem Seelenleben teilhaben lässt, aber nicht einmal auf die Idee kommt, mich zu fragen, was los ist, obwohl ich klar formuliere, dass es mir nicht gut geht. Da ist der Mann, der in all den Jahren nicht auf die Idee gekommen ist, mich heiraten zu wollen. Vermutlich weil ich nicht gut genug bin. Was einerseits okay ist, weil ich nicht heiraten will, aber andererseits in stummer Beharrlichkeit das Gefühl in mir erzeugt hat, dafür wohl nicht gut genug zu sein. Ein Gefühl, das schmerzt. Da ist die Freundin

Vom Trinkverhalten I

"Das ist das Problem am Trinken, dachte ich mir, während ich mir einen Drink einschüttete. Wenn etwas schlechtes passiert, trinkt man um zu vergessen; wenn etwas gutes passiert, trinkt man um zu feiern; und wenn gar nichts passiert, trinkt man, damit etwas passiert." (Charles Bukowski) Als ich das erste Mal bewusst Alkohol trinke, bin ich 14 Jahre alt. Es ist meine erste Nacht auf dem Internat und zur Begrüßung kreist, lange nach der Bettgehzeit, eine Flasche Korn. Wir meiern. Später pieke ich dem Jungen, dessen Zimmer meinem gegenüber liegt, mit dem Zeigefinger in den Bauch und versuche ihm mit möglichst geraden Worten zu erklären, wie hübsch er ist. Er aber lacht nur freundlich und weist mich in aller Altersmilde liebevoll daraufhin, dass ich ziemlich betrunken bin. Die erste Zigarette meines Lebens, die wir, auf dem Dach des alten Fachwerkhauses sitzend, rauchen, ist meinem Dusel nicht besonders zuträglich. Als ich endlich im Bett liege, dreht sich der Raum lustig.

Von Gewichtigem - KW 17

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Heute nur kurz: Die Woche ging unfassbar toll los, mit einem Gewichtsverlust von 1,6 Kilogramm und endete mehr als bescheiden, denn ich wiege diesen Sonntag grandiose 100 Gramm weniger als letzten Sonntag. :-) An der Ernährung lag es nicht: Die habe ich weitesgehend beibehalten, wenn man von einem Cheat-Tag absieht, bei dem ich fürchterliche Kopfschmerzen hatte und einfach aus einem Bauchgefühl heraus den vermuteten Ernährungsbedürfnissen meines Körpers (Kohlenhydrate! Kohlenhydrate! Kohlendydrate!) nachgegeben habe. Ich nehme mal an - oder: ich hoffe es -, dass das dieswöchige Gewichtstrallala  hormonell bedingten Wassereinlagerungsaktionen meines Körpers geschuldet ist. Insofern versuche ich, den dieswöchigen Gewichtsverlauf mit Nachsicht zu betrachten. Differenz KW 15 zu KW 16: -0,1 kg Gewichtsabnahme gesamt: -6 kg Bis zum Mädchenziel fehlen noch: -5,4 kg Immerhin habe ich schon die Hälfte an Gewicht, das ich verlieren wollte, tatsächlich verloren. Aber diese Kurve hier, au

Von Wolverine

Und dann gibt es diese Situationen, in denen mein Hirn auf Stecknadelkopfgröße schrumpft und meinem Herz den Dienst versagt: Ich handle schneller, als ich denken kann. Völlig unkontrolliert gebe ich einem Impuls nach, fange an zu grinsen, hebe, in der einen Hand den Tonarm des Grammophons haltend, meine Arme und drehe mich singend fünfmal um die eigene Achse, bis ich schließlich unsanft mit einem der Baumarkt-Mitarbeiter zusammenstoße. „Oh!“, sage ich, etwas überrumpelt, grinse verlegen und streiche mir die wirren Haare aus dem Gesicht. Er lacht. „Kein Problem!“, sagt er und nimmt meine Entschuldigung vorweg, ohne dass ich sie aussprechen muss.  Verwirrt mustere ich ihn. Irgendwie kommt er mir bekannt vor? Er ist etwa einen Kopf größer als ich, drahtig, hat volles, leicht angegrautes Haar, ziemlich zerzauste Koteletten und stahlblaue Augen. Koteletten? Wolverine! Er ist schmaler, aber er sieht aus wie Wolverine! Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht zu lachen. Hübsch ist er. A

Von Frühlingsgefühlen

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Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich eines Tages Spaß dabei empfinden werde, Kaltakquise zu betreiben, wäre ich vermutlich in halbwegs panisches Gelächter ausgebrochen und hätte mir ungläubig lächelnd an den Kopf getippt. Noch immer überrasche ich mich manchmal selbst: Denn ich kann Vertrieb, bin sogar gut darin. Vermutlich weil ich vollkommen strategielos, sogar regelrecht unbedarft bei potentiellen Kunden aufschlage und einfach losquatsche, ohne mir den Kopf über Wortwahl und Inhalt zu zerbrechen. Die ersten Lacher heimse ich zumeist schon ein, wenn ich motiviert durch die Eingangtüren hüpfe und fröhlich "Servus, Grüezi und hallo." rufe. Als ich bei einer dieser Vertriebstouren heute einen ziemlich hübschen Mann kennenlerne, merke ich, dass sich langsam Frühlingsgefühle in mir regen. Während wir uns durch den Smalltalk treiben lassen und ich mein Gegenüber mit Nervennahrung in Form von Schokolade versorge, stelle ich mir vor, dass er mich stante pede

Von Verlegenheiten

Zusammen mit einer Freundin sitze ich in einem Café. Einer der Hunde, die uns auf unserem Ausflug begleiten, hat seinen Kopf auf mein Knie gelegt. Ich kraule ihn hingebungsvoll hinter den Ohren. "Streicheln sie mich auch so leidenschaftlich, wenn ich mich jetzt neben sie setze?", spricht mich der Mann an, der am Tisch gegenüber sitzt. Er ist mindestens 20 Jahre älter als ich. Sofort fühle ich mich unwohl und eine leichte Gänsehaut wandert über meine Unterarme. Eigentlich bin ich nicht empfindlich, wenn  es um dämliche Anmachsprüche geht. Aber dieser hier verschafft mir einen leichten Würgereiz. Ohne das ich begründen könnte, warum dem so ist. Dieser Mann vermittelt mir einfach kein gutes Gefühl. Etwas in seinem Tonfall verunsichert mich. "Sie krault niemanden außer mich.", antwortet meine Freundin entspannt und schiebt ihre Hand liebevoll über die meine, während sie mich prüfend ansieht. Ich lächle sie an, dankbar, dass sie mir erspart hat, mir eine adäquate Antwo

Von Gewichtigem - KW 16

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Die Woche ging nur langsam los und wie ich es erwartet habe, hatte ich erst einmal mit der Stagnation meines Gewichtes zu kämpfen. Aus Erfahrung weiß ich, dass es in diesen Tagen nur darum geht, die Ernährungsumstellung einfach durchzuhalten und das ist mir auch gelungen. Letzte Woche hatte ich mir vorgenommen, diese Woche etwas mehr auf mein Essverhalten zu achten und dafür zu sorgen, es mit der Ernährungsumstellung nicht zu übertreiben, also regelmäßig und ausreichend zu essen, anstatt mich in diesen Abwärtsstrudel reinreißen zu lassen und die Gewichtsabnahme aus Ehrgeiz übermäßig voranzutreiben. Das ist mir auch ganz gut gelungen. Genervt hat mich allerdings ein wenig die Reaktion meines Umfeldes auf meine Ernährungsumstellung: Ständig musste ich Lebensmittel ablehnen, die man mir förmlich aufzwingen wollte. So gab es auch den einen oder anderen Ausreißer, wie beispielsweise ein Eis, das man mir ungefragt mitbrachte und das ich nun nicht vor den Augen desjenigen, der es mir schen

Vom Sonnen-Samstag

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Wir verbringen den Tag am menschenleeren Strand und verlieren uns zwischen Mädchengesprächen, Muscheln und Prielen. Ich genieße die Weite, die sich vor meinen Augen erstreckt. Alles riecht nach Meer. Während Wind und Sonnenstrahlen unsere Haut streicheln und Möwen rufend über unsere Köpfe hinwegfliegen, denke ich, dass ich hier Zuhause bin. Das ist ein schönes Fleckchen Erde. Hier bin ich glücklich.

Von seiner Beharrlichkeit

"Da ist etwas in Dir, was von erlesener Schönheit ist, und was zugleich permanent in sich verkantet ist, seit ich Dich kenne. Du stehst Dir mit Dir selbst beständig im Weg. Und ich glaube, Du verkantest Dich immer mehr, je älter Du wirst. [...] Trotzdem geht es nicht anders, und Du musst so sein, wie du bist." (T. , 03.04.2018) Ich bin ein bisschen fasziniert davon, dass es selbst dann noch möglich ist, meine Grenzen zu übertreten, wenn ich mich schon längst abgegrenzt habe. So schreibt mir T. noch immer und immer mal wieder. Von wütenden E-Mails über Alltagsbanalitäten bis hin zu Liebeserklärungen ist fast alles dabei. Obwohl ich seit Monaten schweige und einfach gar keine Reaktion mehr zeige. Ich habe sehr deutlich, deutlicher geht es nicht mehr, formuliert: "Ich möchte keinen Kontakt zu dir und ich werde dir nicht verzeihen, was du getan hast. Vielleicht irgendwann einmal, aber nicht in absehbarer Zukunft. Lass mich in Ruhe und melde dich nie wieder bei mir.&qu